Die verrücktesten Dinge, die ich auf Samuis Walking Street gesehen habe

Die verrücktesten Dinge, die ich auf Samuis Walking Street gesehen habe
Von Vilhelms


Ein Karneval der Menschheit unter Papierlaternen

Die Sonne war gerade erst unter den Horizont geglitten und hatte den Himmel mit einem Aquarell aus Indigo und Rosa gefärbt, als ich mich – wie so viele zuvor – zur pulsierenden Herzschlagader von Samuis Nachtleben hingezogen fühlte: dem Walking Street Markt. Es wäre leicht, ihn als Touristenfalle zu bezeichnen und abschätzig über Selfie-Sticks und billige Sonnenbrillen zu murmeln. Doch damit würde man den Kern der Sache völlig verfehlen. Denn unter dem Neonlicht und dem Lärm ist Samuis Walking Street ein Kaleidoskop der Menschheit, ein Ort, an dem das Unwahrscheinliche alltäglich und das Alltägliche, ganz heiter, absurd wird.

Feuertänzer und frittierte Skorpione: Eine Studie der Kontraste

Stellen Sie sich Folgendes vor: Ein barfüßiger Einheimischer wirbelt mit seinen sehnigen Armen ein Paar brennender Poi in großen, kreisenden Bögen, während direkt hinter ihm ein Verkäufer mit der Lässigkeit eines Popcornverkäufers im Kino frittierte Skorpione am Spieß anbietet. Der Kontrast ist beeindruckend – geradezu elementar. Feuer und Essen; Gefahr und Genuss.

Ich beobachtete ein deutsches Paar, das über den Verzehr eines Insekts diskutierte, dessen evolutionäre Abstammung älter ist als die Dinosaurier. Ihre Tapferkeit war bewundernswert, seine Skepsis spürbar. Sie bissen zu, verzogen das Gesicht und lachten. Da wurde mir klar: Auf Reisen wie im Leben hängt die Abenteuerlust ebenso sehr von der Gesellschaft wie von der Küche ab.

Tipp: Wenn Sie die Insekten verführen (und warum nicht?), fangen Sie klein an. Die frittierten Heuschrecken sind knusprig, salzig und – darf ich das sagen? – fast schon zum Naschen.

Die tätowierte Wahrsagerin und die Weisheit der Ungewissheit

Ein Stück weiter, zwischen einem Stand mit handgeschnitzten Kokosnussschalen und einem anderen mit gefälschten Fußballtrikots, begegnete ich einem Wahrsager. Er trug ein verblichenes Ramones-T-Shirt und einen Ärmel voller Tattoos mit buddhistischen Gottheiten, mythischen Schlangen und einer etwas melancholisch wirkenden Katze.

„Deine Zukunft ist wie der Mond“, sagte er und blickte auf meine Handfläche. „Manchmal voll, manchmal verborgen.“ Ich nickte weise, als würde das alles erklären. Vielleicht tat es das auch.

Für mich sind Wahrsager seit jeher ein Mikrokosmos der menschlichen Existenz – eine Erinnerung daran, dass trotz all unserer Pläne und Reiserouten die Unsicherheit die wahre Währung des Reisens ist. Wir suchen nach Antworten, aber es sind die Fragen, die bleiben.

Einblick: Ob Sie nun an Schicksal glauben oder nicht, ein Gespräch mit einer Wahrsagerin vor Ort ist eine kleine Investition in den Zufall. Zumindest werden Sie eine Geschichte mit nach Hause nehmen.

Karaoke-Kitsch und die universelle Sprache von „Bohemian Rhapsody“

Der Markt war inzwischen in den honigfarbenen Schein von Papierlaternen getaucht. Irgendwo knisterte ein Lautsprecher, und ehe ich mich versah, schmetterte ein thailändischer Teenager in einer Paillettenjacke „Bohemian Rhapsody“ mit einer Ernsthaftigkeit, die selbst Freddie Mercury im Vergleich zurückhaltend erscheinen ließ. Die Menge – eine vielsprachige Masse aus Rucksacktouristen, Familien und verwirrten Rentnern – stimmte in den Refrain ein, vereint für einen kurzen, unstimmigen Moment.

Wenn Sie jemals an der grenzüberschreitenden Kraft der Musik gezweifelt haben, empfehle ich Ihnen einen Mitternachtsspaziergang durch die Walking Street von Samui. Hier ist Queen eine Fremdsprache.

Tipp: Bist du mutig? Die Einheimischen sind großzügig mit dem Mikrofon. Egal, ob dein Song Queen ist oder eine thailändische Ballade, die du kaum kennst – Standing Ovations sind so gut wie garantiert.

Die Kunst des Feilschens (oder: Wie man einen Buddha kauft, ohne seine Seele zu verlieren)

Im Herzen des Marktes liegt der Handel – ein buntes Treiben, bei dem der Tauschhandel Ritual und Schauspiel zugleich ist. Ich beobachtete, wie ein silberhaariger Franzose um eine Buddha-Statue feilschte. Seine pantomimische Empörung wich einem Lächeln, als der Verkäufer ihm ein Glücksamulett „für gutes Karma“ hinzuwarf.

Beim Feilschen, so habe ich gelernt, geht es weniger um den Preis als um den Tanz. Es ist kein Streit, sondern Zusammenarbeit – eine Anspielung auf das gemeinsame Theater des menschlichen Austauschs.

Nützlicher Tipp: Lächeln Sie, handeln Sie behutsam und denken Sie daran: Wenn Sie sich um einen Dollar streiten, verfehlen Sie das Wesentliche. Der Wert liegt in der Geschichte, nicht im Souvenir.

Epilog: Reflexionen über das Ungeschriebene

Auf dem Rückweg zu meinem Hotel, die Nachtluft erfüllt vom Duft von Zitronengras und Motorradabgasen, wurde mir klar, dass das Verrückteste an Samuis Walking Street nicht die Feuertänzer, die essbaren Insekten oder die spontanen Queen-Singalongs sind. Es ist die Erinnerung daran, dass wir am lebendigsten sind, wenn wir uns dem Chaos – dem Unwahrscheinlichen, dem Ungeplanten – hingeben.

In einer Welt, in der so vieles kuratiert und vorhersehbar ist, bleibt Samuis Walking Street erfrischend unkonventionell. Und ist es nicht genau das, wonach wir alle suchen? Eine Nacht – oder ein Leben – das uns überrascht.


Mögen Ihre Spaziergänge wild, Ihr Schicksal ungewiss und Ihr Karaoke kompromisslos sein.

Vilhelms Kalnins

Vilhelms Kalnins

Leitender Redakteur für Kultur und Kulturerbe

Mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung im Reisejournalismus und einer lebenslangen Leidenschaft für das Entdecken weniger bekannter Geschichten bringt Vilhelms Kalnins eine erfahrene Perspektive in Samui Love ein. Er hat in mehreren Ländern gelebt und ist viel durch Südostasien gereist. Er versteht es, Kulturgeschichte mit praktischen Reiseerkenntnissen zu verknüpfen. Vilhelms ist bekannt für seine sorgfältige Recherche, seine herzliche Art zu erzählen und sein Talent, mit Einheimischen in Kontakt zu treten und so verborgene Schätze zu entdecken. Er legt Wert auf Authentizität, ist stets neugierig und betreut gerne jüngere Autoren in der Kunst des immersiven Reisejournalismus.

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